Behandlung bei beningner Prostatahyperplasie

Ein Patient, der schon früher in meiner Praxis zur Behandlung erschienen war, kam nach Jahren wieder zu mir. Mittlerweile Anfang 60 hatte er Probleme mit seiner Prostata, die für dieses Alter als typisch zu bezeichnen sind: Mehrfaches nächtliches Wasserlassen, ärztlicherseits festgestellte zu hohe Restharnmenge, also alles in allem sichere Anzeichen einer Prostatahyperplasie – die vergrößerte Prostata wurde medizinisch per Ultraschall gesichert. Es sollte eine halbjährliche Kontrolle der Restharnmenge erfolgen, eine eventuelle Operation wurde vom Urologen angesprochen. Dies lehnte mein Patient aber ab, er wollte erst Alternativen ausloten.

 Er präsentierte sich zu Beginn der Konsultation leicht übergewichtig mit einem typisch für Männer etwas prallem Abdomen, das auf ein Übermaß an viszeralem Fett hinweist. Neben dem dadurch möglichen Herz-Kreislauf-Risiko führt der erhöhte intraabdominelle Druck in der osteopathischen Denkweise zu einer Zirkulationsverschlechterung in den Organen. Organe wie die Prostata leiden unter diesem erhöhten Druck besonders, weil sie „eingeklemmt“ ist zwischen dem soliden Beckenboden und den kranialen Organen. Als Arbeitshypothese galt es also die Zirkulation der Prostata zu verbessern, den umgebenden Druck zu verringern. Am viszeralen Fett selbst lässt sich nichts verändern, so dass die primäre Ursache für den erhöhten intraabdominellen Druck nicht angegangen werden kann. Also muss man das gesamte „Drumherum“ behandeln.

 Bei meinem Patienten bedeutete dass, den Bauchraum durch die Behandlung der Leber und des Dünn- und Dickdarms zu „entstauen“. Ferner wurde der Beckenboden detonisiert und das Kreuzbein und der gesamte gelenkige Beckenring mobilisiert. Die Prostataregion selbst wurde unter Verzicht auf interne Techniken von extern faszial behandelt. Etwa 4 Wochen lagen zwischen den einzelnen Behandlungen. Ich examinierte die Region jedes Mal neu und behandelte nach Befund. Nach 5 Behandlungen war das nächtliche Wasserlassen auf einmal frühmorgens gegen 4 Uhr reduziert. Die Behandlung wird noch weitergeführt. Eine urologische Konsultation zur Feststellung der Restharnmenge steht noch aus.

 Zu der Thematik der Prostatahyperplasie existiert übrigens eine gute osteopathische Studie von Uwe Conrad und Karina Scheuer zur beningnen Prostatahyperplasie. Sie kommen zu dem Schluss, dass osteopathische Behandlungen sowohl subjektiv die Situation des Patienten als auch objektiv durch Messung des Urinstrahls eine Verbesserung des Krankheitsbildes erreichen konnten.